Koordinatensystem

12.– 24. Mai 2017

in CLB und betahaus Berlin

Kuratorisches Team: Alexandra Goloborodko und Aleksandra Yurieva-Civjane (International Cultural Project BUTTERBROT), Igor Ponosov (Partizaning), Alexander Formozov. Kuratorische Assistenz: Timur Kiselev

Organisiert von: Butterbrot Cultural ProjectPartizaning 
Mit freundlicher Unterstützung von: Robert Bosch Stiftung , Heinrich-Böll-Stiftung 
Partner*innen: MitOst e.V. , CLB Berlin , Betahaus Berlin
Medienpartner*innen: Political Critique, Le Monde Diplomatique, Portal Kunstgeschichte, n-ost
Publikation zum Projekt Reclaim. Recode. Reinvent

Koordinatensystem ist ein internationales Netzwerk, das mit dem Ziel gegründet wurde, den Dialog und den Erfahrungsaustausch in den Bereichen Forschung und Transformation des öffentlichen Raums durch künstlerische Praxis zu fördern. Viele Städte stehen vor dem Problem, dass der öffentliche Raum nicht den öffentlichen Interessen dient, sondern undemokratisch für politische oder kommerzielle Zwecke genutzt wird. Wie können wir in dieser Situation Einfluss nehmen? Können wir möglicherweise dazu beitragen, das städtische Umfeld zu verändern, um den Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner gerecht zu werden oder die bestehenden Probleme zumindest symbolisch hervorzuheben?

Die entscheidenden Aufgaben des Projekts, welches ein Forum und eine Ausstellung beinhaltet, sind, verschiedene Formen von Stadtprojekten mit dem Schwerpunkt auf Kunst undKunstaktivismus zu zeigen. Außerdem soll eine Debatte über die Möglichkeiten der Herstellung eines Dialogs zwischen Kunst und Gesellschaft entfacht werden, die Unterscheidungsmerkmale von russischen/post-sowjetischen und europäischen öffentlichen (städtischen) Räumen überdacht werden, sowie die Voraussetzungen für die Schaffung sowohl genehmigter als auch nicht genehmigter Kunstprojekte auf der Straße diskutiert werden. Die bestehenden Konfrontationen sollen an der Wurzel gepackt werden. Darüber hinaus zielt das Projekt darauf ab, konkrete Strategien zu diskutieren und zu entwickeln, die von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in ihrer zukünftigen Arbeit geteilt und umgesetzt werden können.

Forum / 20. – 21. Mai 2017, Betahaus, Berlin

Wie überlebt die Kunst in einer Zeit, in der die Demokratie untergraben wird? Welche Antworten kann die Kunst auf die rasche Aneignung von öffentlichen Räumen durch private Unternehmer*innen und Regierungen geben? Wie können künstlerische Praktiken bestehende Verhältnisse brechen? Welche subversiven Strategien müssen umgesetzt werden? 

Es fanden drei thematische Podiumsdiskussionen mit Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Kurator*innen aus osteuropäischen Ländern statt. Sie umfassten Vorträge, Präsentationen, Podiumsdiskussionen und Videovorführungen. Ziel war es, eine Gelegenheit zu schaffen, um die aktuelle Situation in Bezug auf die künstlerische Interaktion mit städtischen öffentlichen Räumen zu präsentieren und zu bewerten. Die erste Tagung „Wiederaneignung des öffentlichen Raums – Kunst als urbaner Aktivismus und vice versa” befasste sich mit allgemeinen Fragen zur Schnittstelle zwischen Kunst und urbanem Aktivismus. Die zweite Diskussion, „Spontane künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum als Mittel zur „Sprengung” des städtischen Alltagslebens”, widmete sich den Möglichkeiten der Kommunikation durch unautorisierte künstlerische Aktionen in städtischen Kontexten. Ziel war es, die subversiven Dimensionen solch künstlerischer Praktiken zu erforschen, die Realität zu dekonstruieren, aber auch die Normen und Sitten einer Gesellschaft zu hinterfragen und kritisch zu betrachten. Die abschließende Sitzung „Recode. Schaffung einer neuen räumlichen Identität durch (temporäre) Kunstereignisse im öffentlichen Raum” befasste sich mit den zeitgenössischen Diskursen und Praktiken der Neuprogrammierung des öffentlichen Raums aus der Sicht eines*r internationalen Kurator*in. In einer kritischen Diskussion über die Zusammenarbeit zwischen Behörden, Bürger*innen und lokalen Künstlerinnen und Künstlern in Entscheidungsprozessen, die den öffentlichen Raum betreffen, wurde der Versuch unternommen, die politischen wie ästhetischen Grenzen der (Neu-)Gestaltung ihrer Beziehung zum städtischen Raum zu definieren.

Teilnehmende des Forums

Hauptvortrag: Charles Landry (Großbritannien)

Liva Dudareva (Lettland), Artem Filatov (Russland), Katarzyna Anna Klimowicz (Polen), Joanna Kocemba (Polen), Dana Kosmina (Ukraine), Wojciech Kostrzewa (Polen), Yekaterina Lavrinec (Litauen), Maciej Łepkowski mit Wojtek Matejko und Anna Wilczyńska (Polen), Kadri Lind (Estland), Annamária Nagy (Ungarn), Aleksandra Nenko (Russland), Nataliia Neshevets (Ukraine), Ivan Pantelić (Serbien), Jovanka Popova (Mazedonien), Jürgen Rendl (Slowakei), Arseny Sergeev (Russland), Gohar Smoyan (Armenien), Anton Valkovsky (Russland).

Im Rahmen des Gesamtprojektes Koordinatensystem zeigte die begleitende Ausstellung Koordinatensystem. Neue städtische Realität im CLB Berlin aktuelle russische Kunst in öffentlichen Außenräumen: 

Ausstellung Neue städtische Realität

13. – 24. Mai 2017 / Eröffnung 12. Mai 2017

CLB im Aufbauhaus, Prinzenstraße 84.2

Die moderne Stadt ist ein unendlich komplexes System, welches keinen Fehler und keine Störung zulässt. Jeder Ort in der Stadt ist geregelt, jedes Objekt hat eine bestimmte Funktion. Aber was passiert, wenn man diese Ordnung bricht? Wenn jemand durch die Betonwand oder die falsche Vinyl-Fassade dringt, hinter der etwas jahrelang versteckt blieb? Was passiert, wenn man sich unbefugt in die Prozesse der Stadtplanung einmischt und Entscheidungen denen überlässt, die dabei in der Regel keine Stimme haben? Das „Wenn” vervielfacht sich.

Die unabhängigen künstlerischen Praktiken, die in der Ausstellung präsentiert wurden, stellen eine subtile Recherche der lebenswichtigen Aspekte der russischen Stadt dar. Im Fokus standen die Infrastruktur, die Art der Kommunikation zwischen und mit den Einwohner*innen und ein nachhaltiger Umgang mit der Umwelt, also mit Flora und Fauna, die gleichzeitig vom städtischen Raum absorbiert und erzeugt werden. Jede einzelne Künstlerin und jeder einzelne Künstler entwarf ein eigenes Koordinatensystem, um sich von den offiziellen Normen und Regeln abzuwenden und eine neue Perspektive für die Wahrnehmung und Transformation des städtisches Raumes entwickeln zu können.

Im Rahmen der Ausstellung fanden ein Artist Talk mit Vladimir Chernishev (Nischni Nowgorod) und eine Performance von Isadorino Gore Tanzkooperative statt. 

Künstler*innen der Ausstellung

0331C & Grischa (Moskau), Tanzkooperative Isadorino Gore (Moskau), Vladimir Chernishev (Nischni Nowgorod), Kirill KTO (Moskau), Timofey Radya (Ekaterinburg), Projekt Urban Fauna Lab (Moskau), Art Gruppe Partizaning (Moskau, St. Petersburg, Krasnodar), Art Gruppe ZIP (Krasnodar)

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